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Apfel, Mensch und Kultur: Welche Beziehung steht dahinter?
Dr. Arnika Peselmann erforscht die Beziehung von Mensch und Pflanze unter den Bedingungen des Erwerbs- aber auch des Streuobstanbaus an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Ein äußerst spannendes Thema! Wir von Hochstamm Deutschland e.V. wollten genauer wissen, was dahintersteckt und haben in einem Interview zahlreiche Fragen an die Forscherin gerichtet. Für Ihre Zeit und Offenheit bedanken wir uns ganz herzlich!
- Die Forscherin: Dr. Arnika Peselmann, Julius-Maximilians-Universität Würzburg | Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/ Empirische Kulturwissenschaft
- Das DFG-Projekt: Äpfel handeln. Eine Multispecies Ethnografie ländlicher Ökonomie (2022-2024) https://www.phil.uni-wuerzburg.de/eevk/team/wissenschaftliche-mitarbeiter-innen/dr-arnika-peselmann/
Hochstamm Deutschland: „Äpfel handeln. Eine Multispecies Ethnografie ländlicher Ökonomien“ - so heißt Dein Forschungsprojekt. Was genau erforschst Du dort?
Arnika: Das übergeordnete Interesse meiner Forschung bezieht sich auf die Beziehung von Menschen und Pflanzen unter den Bedingungen des Erwerbs- aber auch des Streuobstanbaus. Der Kulturapfel lässt sich als gemeinsames Resultat von Menschen und Pflanzen verstehen - nicht zu vergessen, die vielen anderen Lebensformen, die daran beteiligt sind. Der Titel meines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts „Äpfel handeln“ ist also ein Wortspiel: Einerseits geht es um den Apfel als Handelsware und die Auswirkungen, die dies auf die Pflanze hatte und hat. Anderseits interessiert mich aber auch, wie Äpfel/Apfelbäume die Alltage von „ihren“ Menschen prägen und so auf ihre Art und Weise ebenfalls handeln.
HD: Warum gerade der Apfel?
Arnika: Am Apfel entzünden sich wie kaum an einem anderen landwirtschaftlichen Erzeugnis gesellschaftliche Debatten um den Verlust von Sortenvielfalt durch agrarindustrielle Standardisierungsprozesse; zugleich gibt es intensive und breite Bemühungen um Sortenerhalt. Das macht ihn für meine Forschung besonders interessant.
HD: Welche ersten Ergebnisse hast Du aus Deiner Forschung im Alten Land?
Arnika: Bislang habe ich mir Mensch-Apfel-Beziehungen unter den Logiken des intensiven Anbaus in ökologisch wie integriert wirtschaftenden Betrieben im Alten Land angeschaut. Dabei ist mir besonders die äußerst enge Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis aufgefallen, ohne die die komplexen Herausforderungen des modernen Erwerbsobstbau – Anfälligkeit der verwendeten Hochleistungssorten für Krankheiten und entsprechende Pflanzenschutzmaßnahmen, Preisdruck durch globalisierte
Fruchtmärkte oder Umgang mit Wetterextremen in Folge des Klimawandels etc. – nicht zu bewältigen erscheinen.
HD: Ein Teil Deines Projektes umfasst auch das Thema Streuobst. Was ist hier besonders interessant?
Arnika: Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt zwar auf dem intensiven Anbau, aber natürlich interessieren mich auch extensive Formen der Bewirtschaftung, insbesondere das Thema Sortenerhalt und Biodiversität im Streuobstanbau. Aber auch: Wie wird das inzwischen im Bundesverzeichnis als Immaterielles Kulturerbe gelistete Wissen weitergegeben und wie entwickelt es sich angesichts neuer Herausforderungen wie den Folgen des Klimawandels weiter?
HD: Praktische Einblicke in die "Streuobstwelt" sind Dir wichtig. Wie genau können Streuobstbewirtschafterinnen und -bewirtschafter Dich unterstützen? Wie sieht deine Forschung dabei aus?
Arnika: Als Ethnologin ist es mir wichtig, nicht nur Gespräche zu führen; ich würde mich freuen, wenn ich Praktiker:innen auch in ihrem Alltag und bei den saisonal anfallenden Tätigkeiten wie Schnitt oder Ernte begleiten und ggf. auch helfen dürfte. Vielleicht könnte man meine Forschung mit einer Art Praktikum vergleichen. Selbstverständlich nur in dem Umfang, wie sich das die Streuobstbewirtschafterinnen und -bewirtschafter wünschen und für sich vorstellen.
HD: Ich möchte Dir gerne Streuobst zeigen: Wie nehme ich Kontakt zu Dir auf?
Arnika: Ich freue mich über Nachrichten an meine E-Mail-Adresse: arnika.peselmann@uni-wuerzburg.de