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Auswahl geeigneter Elternsorten für die moderne Züchtung mit Streuobstsorten
Durch die systematische Obstzüchtung nach Gregor Mendel wurde es möglich, mittels kontrollierter Kreuzungszüchtung, gewünschte Eigenschaften von Elternsorten gezielt zusammenzuführen.
Als solche gelten im Apfelanbau das Wuchs- und Ertragsverhalten sowie die Fruchtqualität, Aussehen, Geschmack und Lagereigenschaften. Seit dem letzten Jahrhundert gehört auch die Überprüfung zur Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen dazu.
Im Laufe der Jahre engte die züchterische Arbeit jedoch die genetische Basis, durch die Verwendung derselben Elter, unsere heutigen Apfelsorten stark ein. Auch bei den „schorfresistenten“ Apfelsorten wurde dieser züchterische Weg beschritten, indem die monogene Resistenz gegenüber Apfelschorf aus der Wildapfelsorte Malus floribunda 821, zahlreich eingekreuzt wurde.
Um die genetische Basis zu erweitern, werden Sorten, die auf häufig verwendete Eltern zurückgehen, nicht berücksichtigt. Ebenso sind viele robuste Sorten triploid und als Kreuzungspartner schlecht geeignet.
Robuste Elternsorten werden unter anderem durch Sortenbeschreibungen aus der Literatur ermittelt. Diese werden mit den aktuell erfassten Daten abgeglichen. Dabei sollte erwähnt werden, dass zahlreiche Literaturangaben zur Widerstandsfähigkeit der Streuobstsorten hinsichtlich der ökonomisch wichtigsten Krankheiten im Apfelanbau entweder unvollständig sind, oder nicht mehr den heutigen Bedingungen entsprechen. Außerdem gelten manche „alte“ Streuobstsorten deshalb als robust, weil sie auf die Anbaufähigkeit an einem einzigen Ort selektiert wurden und nur dem Krankheitsdruck dieses einen Standorts genügen mussten. Zudem stehen auf einer Streuobstwiese historisch bedingt verschiedene Sorten. Diese Vielfalt erschwert es einem Krankheitserreger, sich an einen Wirt anzupassen, wodurch die Sorten robuster wirken.
Auswahlkriterien für das Zuchtprogramm im EIP-Projekt „Robuste Apfelsorten“ sind:
- Verwendung „bewährter“ und wenig anfälliger Elternsorten
- Auswahl von sehr alten, robusten Sorten, die über Jahrhunderte genutzt wurden und gut schmecken
- Toleranz gegenüber Trockenheit und Frost (z.B. durch späte oder robuste Blüte)
- Nutzung der Formenvielfalt von wenig anfälligen Sorten
- Verwendung robuster Sorten mit hohen Zucker- und Säuregehalten
- Gute Lagerfähigkeit bei einer Kühlung von 1-2 °C
Außerdem werden die alten Apfelsorten auf ihre geschmackliche Akzeptanz unter heutigen Gesichtspunkten wie Festigkeit, Knackigkeit, Saftigkeit, Zucker-Säure-Verhältnis und Aromatik getestet. Der Geschmack scheint sich im Laufe der Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte verändert zu haben, wenngleich man betonen muss, dass nicht alle Sorten immer dem Frischverzehr als Tafelobst dienten. Teilweise finden sich mitunter kuriose Namen, die auf frühere Verwertungen schließen lassen.
Abschließend kann gesagt werden, dass keine der alten Sorten alle an sie gestellte Anforderungen in sich vereint, diese aber eine Vielfalt an Formen, Farben und Aromen sowie zahlreiche widerstandsfähige Sorten aufweisen und daher eine nützliche Ressource in der Apfelzüchtung darstellen.
Text & Bild: Anna –Sophie Zeiser, Kurzfassung des Artikels: Obst & Garten Ausgabe Mai 2020, Schwerpunkt Thema, Seite 7-15
Literatur:
Bannier, Hans-Joachim (2010): Moderne Apfelzüchtung: Genetische Verarmung und Tendenzen zur Inzucht, Erwerbs Obstbau, Springer Verlag.
Rueß, Franz (2016): Taschenatlas: Resistente und robuste Obstsorten, Ulmer Verlag.
Kooperation des EIP-Projekts und ähnlicher Züchtungsansatz bei der ökologischen Züchtungsinitative: Apfel:gut.