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Hochstamm Deutschland im Portrait:
Die Demeter-Imkerei Hoffmann
Mit dem lokalen Projekthonig aus der Wetterau verfolgt die Demeter-Imkerei Hoffmann mehrere Ansätze zur ökologischen Wiederbelebung der Landwirtschaft, momentan hauptsächlich in Friedberg-Ossenheim und an der Görbelheimer Mühle. Im Folgenden stellt sich unser neues Mitglied von Hochstamm Deutschland e.V. selbst vor:
„Die Imkerei besteht seit 1988 und seit ihrem Beginn wurde unter ökologischen Gesichtspunkten geimkert. Die ökologische Imkerei steckte damals noch in ihren Anfängen. Das massive Auftreten der Varroamilbe, eine brutschädigende Milbe, die verantwortlich für geschwächte Bienenvölker bzw. auch ein Grund für das Bienensterben ist, veranlasste bei mir (Herrn Camille Gregor Hoffmann) Umdenken in der Art und Weise der Bienenhaltung. Die Milbe ist das größte Problem der Imkerei weltweit, immer noch und immer mehr. Aufgrund von Resistenzen gegen und Rückständen von Medikamenten entstand und entwickelte sich die ökologische Imkerei - und aus ihr u.a. die Demeter-Imkerei.
Im Jahr 2016 wurden von uns Bücherskorpione in unseren Bienenbeuten entdeckt - ein uns bis dato unbekannter natürlicher Antagonist der Varroamilbe. Die intensive Beschäftigung mit diesem Skorpion und die gewünschte Vermehrung und Habitatentwicklung im Bienenstock führten zu einem weiteren Umdenken in der Bienenhaltung und dem Anschluss an den Demeterverband. Seit 2019 sind wir anerkanntes und zertifiziertes Vollmitglied und dürfen unsere Bienenprodukte unter dem Demeter-Logo vermarkten.
Durch die intensive Landwirtschaft in der Wetterau sehen wir uns mit einer Blütenarmut, vor allem im Hoch- und Spätsommer, konfrontiert und damit einem fehlenden Angebot an Nektar und Pollen für die Überwinterung der Bienen. Hinzu kommt der intensive Einsatz von Pestiziden und das damit verbundene Artensterben sowie die Schwächung der Insekten – nicht nur der hochentwickelten Honigbiene.
Aus diesem Grund haben wir begonnen, Streuobstwiesen und Magerwiesen anzukaufen oder anzupachten. Zu den landwirtschaftlichen Flächen gehört eine geschützte Streuobstwiese mit etwa 100 Bäumen, einige davon sind über 100 Jahre alt. Es ist der alte Obsthang der Görbelheimer Mühle – der alte Wingert. Der Zustand der Verwahrlosung und des Absterbens/Zusammenbrechens der alten Obstbäume war für uns nicht mehr zu ertragen und so wurden die Flächen in intensiver Arbeit entbuscht und ca. 100 hochstämmige Obstbäume alter Sorten und mehr als 700 heimische Wildsträucher als Vogelnähr- und Schutzgehölze angepflanzt. Bei der Auswahl der Sträucher und Bäume wurde zusätzlich auf die Blühfolge geachtet.
Die Streuobstwiesen werden heute von eigenen Schafen extensiv beweidet. Es ist eine kleine Herde „Coburger Füchse“, eine alte erhaltenswürdige Landrasse. Diese sind, wie die Wiesen, nun ebenso in der Demeter-Zertifizierung und ab 2022 dürfen wir Früchte und Schafprodukte unter Demeter vermarkten.
Durch den neuen Schafstall mit Heu und Stroh möchten wir eine natürliche Vermehrung der Bücherskorpione am Stall initiieren und konnten einen Erfolg feststellen. Der Stall befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Bienen, die Schafe laufen vom Stall zu den Bienen, die Bienen kommen zum Stall zum Wasserholen – das Konzept scheint aufzugehen.
Die Flächen sind nun in einem Pflanzenmonitoring und werden jährlich kontrolliert. Durch diese Begutachtung möchten wir bestimmen, ob unsere Beweidung zu einer Erhöhung oder Abbau der Artenvielfalt führt. Dementsprechend werden wir unsere Beweidungskonzepte anpassen. Wir können aber jetzt schon feststellen, dass es zu einer deutlichen Erhöhung der Artenvielfalt von Flora und Fauna gekommen ist. Unter anderem ist der Gartenrotschwanz wieder mit mehreren Brutpärchen auf den Flächen angekommen. Auch die Populationen von Eidechsen und Wildbienen hat sich deutlich erhöht - ebenso der Blütenreichtum für unsere Bienen. Das kürzere Gras und die offene Grasnarbe durch die Schafhufe helfen den Wildbienen Brutplätze in der Erde zu finden, da Zweidrittel der Wildbienen in der Erde nisten.
In 2020 haben wir die nächsten Wiesen kostenfrei durch die Stadt Friedberg hinzubekommen und sollen mit in unsere Beweidung aufgenommen werden. Die Flächen wurden ebenso entbuscht und die Anpflanzung weiterer hochstämmiger Obstbäume wurde umgesetzt.
Ebenso werden wir das Konzept des „Agroforstes“ bzw. „Permakultur“ weiterverfolgen. In acht großen Hochbeeten, aufgewertet mit Schafmist, Schafwolle und Holzkohle, wurden die ersten Gemüseernten eingefahren.
Im reaktivierten Erdkeller der Görbelheimer Mühle entwickelt sich gerade köstlicher biologischer Apfelwein und in eigens gebauten Apfelhorden lagern die Äpfel. Gerade wurden die ersten 60 Liter Apfelessig abgefüllt.
Mit einem Glas Projekthonig unterstützen Sie also nicht nur die Demeter-Imkerei Hoffmann - sondern auf vielfältige Art und Weise eine ökologische lokale notwendige Wiederbelebung.“
Quellen/Autor/Fotos: Camille Gregor Hoffmann, 2021