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Kulturerbe Streuobst: Hutzelproduktion im fränkischen Steigerwald
Hutzeln sind fränkische Dörrbirnen, die mit Stumpf und Stiel getrocknet werden. Sie enthalten konzentriert alles, was die Birne wertvoll macht: intensive Aromen sowie Vitamine und Nährstoffe. Früher wurden die Hutzeln in die ganze Welt geliefert und dienten zum Beispiel als Schiffsproviant.
Die Birnen für die Hutzeln stammen von extensiv bewirtschafteten, naturbelassenen Streuobstbeständen, sogenannten Baumfeldern. Diese waren einst im Steigerwald weit verbreitet und sind heute bis auf wenige Standorte verschwunden. Die erhaltenen Baumfelder auf schmalen und zum Teil terrassierten Flurstücken bilden eine einzigartige Kulturlandschaft rund um das fränkische Fatschenbrunn, einem kleinen Ort in der Nähe von Bamberg.
Dieses über 800 Jahre gewachsene Bewirtschaftungs-System hat schon einige Klimawandel überdauert: Wärmeperioden und eine kleine Eiszeit. Es gerät jetzt wieder in den Fokus, seit die Wissenschaft in Agroforstsystemen eine wichtige Strategie gegen die kommende Klimakrise entdeckt hat.
Aufgrund ihrer Bedeutung für Natur und Kultur im Steigerwald erhielt die Baumfelderwirtschaft und die traditionelle Dörrobstherstellung bereits mehrere Auszeichnungen:
- Arche des Geschmacks, Slow Food Deutschland e.V.
- Genussort 2018, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
- Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe, Deutschen UNESCO-Kommission
Die Aufnahme in das Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission begründet sich durch die uralte Tradition: Fatschenbrunn zählt zu den Orten im Steigerwald, in denen viele Einwohnerinnen und Einwohner die Kenntnisse der Baumfeldwirtschaft weitertragen. Dort gibt es auch noch über 300, teils bis zu 180 Jahre alte Hochstamm-Birnbäume. Mehr als 30 verschiedene Sorten hängen an den Bäumen, viele kommen nur lokal vor. Die Hutzelproduktion sorgte für den Erhalt und die Pflege dieser sortenreichen Baumfelder.
Das Wissen um die Dörrobstherstellung gaben die Menschen seit jeher mündlich weiter. Um die Hutzeltradition zu erhalten und weiterzuentwickeln, sind verschiedene Projekte und Maßnahmen geplant und umgesetzt. Treibende Kraft ist der unermüdliche Birnenexperte und „Hutzelnliebhaber“ Franz Hümmer.
Die Fatschenbrunner Hutzel birgt nicht zuletzt kulinarisches Potenzial. Genießerinnen und Genießer schätzen das Hutzelbrot als traditionelles Lebensmittel. Auch neu entwickelte Produkte aus Hutzeln begeistern, zum Beispiel Müsli, Desserts und Pesto, aber auch Hutzellikör. Die alten, wie neu kreierten Rezepte tragen die lokalen Akteure in einem Kochbuch zusammen.
Weitere Informationen:
- Webseite Tradition und Handwerk: https://hutzeln.net/
Kontakt:
Franz Hümmer
Telefon: 09529 373
E-Mail: franz_huemmer@web.de
Fotos: Franz Hümmer