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Mehr als Bäume: Wie fördern wir einen artgerechten Unterwuchs?
Alles konzentriert sich auf die Bäume. Die Pflege des Grünlands unterhalb der Hochstämme steht bislang selten im Fokus. Der hohe ökologische Wert der Streuobstwiesen liegt jedoch in der Kombination aus Hochstämmen und artenreichem Unterwuchs. Ohne die sachgemäße Pflege der Bäume, aber auch des Grünlands, nimmt die Artenvielfalt langfristig ab.
Ursache für den Verlust der Artenvielfalt im Unterwuchs und Möglichkeiten zum Gegensteuern beschriebt der Artikel „Förderung artenreicher Wiesen im Streuobstanbau“ von Monika Meyer (Newsletter 8/2022 (Link), Sortenerhaltungszentrale, Stiftung Kompetenzzentrum, Obstbau Bodensee). Wir fassen die Fakten für Sie zusammen:
Verlust der Artenvielfalt im Unterwuchs: Grund
Die intensive Düngung begünstigt das Graswachstum und führt zu einer häufigeren Mahd, welche die Samenbildung vieler Kräuter verhindert. Die Folge ist der Rückgang blühender Wiesenkräuter.
Dies bedingt den Rückgang der Pflanzenvielfalt sowie der Tierarten. Es kommt zu einer direkten Schädigung von Insekten und Amphibien durch häufigen Schnitt sowie zur indirekten Schädigung von Vögeln durch die Reduzierung des Nahrungsangebots.
Erhöhung der Artenvielfalt: Reduzierung der Mahd
Weniges und spätes Mähen führt nicht automatisch zur Erhöhung der Artenvielfalt. Da die Nährstoffgehalte im Boden inzwischen zu hoch für diese Bewirtschaftung sind, nimmt das schnellwüchsige hohe Gras den schwächer wachsenden Kräutern das Licht („Ausdunkelung“).
Es besteht die Möglichkeit, vor Reduzierung des Schnitts die Wiese auszuhagern und ggf. eine artenreiche Wiesenmischung auszusähen.
Einführung zur Aushagerung
Ziel ist eine mäßig nährstoffreiche Wiese, die maximal dreimal pro Jahr geschnitten werden muss. Leichte Böden und ein warmes Klima begünstigen die Aushagerung. Es gibt keine Garantie für eine wesentliche Zunahme der Artenvielfalt, aber ggf. wird die Voraussetzung für Artenanreicherung durch Neueinsaat oder Mähgutübertragung geschaffen. Die Aushagerung ist aufwendiger und unwirtschaftlicher. Deshalb sollte die Frage gestellt werden: Kann diese Pflege langfristig gewährleistet werden?
So funktioniert die Aushagerung in der Praxis
Voraussetzung ist die Einstellung der Düngung, wobei der Nährstoffbedarf der Bäume berücksichtigt werden muss. Bei jungen Beständen sollte die Fläche unter der Krone kurzgehalten werden. Beim Mulchen ist eine Umverteilung des Mähgutes und damit der Nährstoffe von den Bereichen zwischen den Bäumen auf die Baumscheiben möglich.
Schnittzeitpunkte: Bitte keine abrupte Reduzierung der Anzahl der Schnitte durchführen. Richten Sie sich nach der Wüchsigkeit des Bestandes. Der Zeitpunkt des ersten Schnitts liegt bei der Blüte der bestandsbildenden Gräser.
Schnitttechnik: Zur Förderung von Insekten und Amphibien liegt die optimale Schnitthöhe bei 10 bis 12 cm. Zur Verdrängung von Gräsern und Förderung von Kräutern ist die optimale Schnitthöhe nur 4 bis 6 cm.
Abstufung der schonenden Geräte: 1. Handgeführte vor maschinengeführte Geräte; 2. Balkenmäher; 3. Kreiselmäher; 4. Mulchmäher
Das Befahrmuster sollte Tieren Fluchtmöglichkeiten ermöglichen (z.B. Rückzugsstreifen, Mosaikmahd).
Quelle:
Sortenerhaltungszentrale, Stiftung Kompetenzzentrum, Obstbau Bodensee (2022): Newsletter 08/2022 (Link) „Förderung artenreicher Wiesen im Streuobstanbau“; Autorin: Monika Meyer.
Foto: L. Seufferth