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Nachlese zum Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg online (BW)
Bereits zum 15. Mal zeigt der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg innovative Ansätze im Streuobstbereich. Sechs spannende Vorträge an drei Abenden stellen sich der Frage, wie Streuobst zukunftsweisend genutzt werden kann. Rund 110 Teilnehmende freuten sich über die Einblicke.
Streuobst prominent im Koalitionsvertrag
Peter Hauk, Landwirtschaftsminister in BW und Dr. Konrad Rühl, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium stimmten mit in Ihren Grußworten auf den Landesweiten Streuobsttag ein. Sie freuen sich über die Anerkennung des Streuobstbaus als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland. Streuobst habe in BW einen wichtigen Stellenwert, aber der wichtigste Baustein seien die Streuobstakteure selbst, lobte Hauk die Teilnehmenden des Streuobsttages. Das stützt die Landesregierung auch im neuen Koalitionsvertrag (Link), in dem Streuobst prominent an mehreren Stellen ausdrücklich genannt wird.
Warum anpacken sinnvoller als jammern ist
Hannes Bürckmann, Leiter der Geschäftsstelle von Hochstamm Deutschland e.V., zeigte, wie wertvoll der Streuobstbau über das Mostobst hinaus ist. Bewirtschaftende ärgern sich über die geringen Mostobstpreise, die ihre wertvolle Arbeit unrentabel machen. Das liegt an der atomistischen Angebotsstruktur sowie der Informations-Asymmetrie. Das bedeutet: Es gibt viele, viele kleine Mostobsterzeugende, die wenigen Abnehmer*innen gegenüberstehen. Diesen wiederum fehlen wichtige Informationen zu Liefermenge und Qualität, die eine gute Produktionsplanung ermöglichen. Hochstamm Deutschland e.V. stellt sich die Frage, wie sich die aktuelle Situation lösen lässt und setzt dem allgemeinen Jammern Vorschläge entgegen: Gemeinschaftsmarketing/Markenzeichen für Hochstamm-Produkte; Streuobst positiv für eine erfolgreiche Vermarktung besetzen. Der Verein ist sich sicher: Kommunizieren Streuobstakteure ihre wertvolle Arbeit und die Schönheit der Kulturlandschaft gemeinsam, erreichen sie eine breite Öffentlichkeit. Die Aufnahme des Streuobstanbaus in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe zeigt es bereits: Streuobstakteure sind Kulturerbebewahrer. In Kürze wird Hochstamm Deutschland e.V. einen Schritt weiter gehen und das Thema der „Ökosystemleistungen“, Ansätze für eine beteiligungsorientierte Erfassung sowie das Preismonitoring thematisieren.
Kein Blumenstrauß so schön wie ein blühender Apfelbaum
Streuobstbäume bezaubern im Frühling. Genau dieses Panorama nimmt Hans Hartl zum Anlass, einen internationalen Tag der Streuobstwiese auszurufen. Hartl ist Obmann der Arbeitsgemeinschaft Streuobst (ARGE) in Österreich und stößt mit seiner Idee auf viel Unterstützung – erst landesweit, schließlich international. Gemeinsam mit Hochstamm Deutschland e.V. und weiteren Partnern fand somit am letzten Freitag im April der erste internationale Streuobsttag mit vielen Aktionen und einer länderübergreifenden Pressekonferenz statt. Beim Streuobsttag kam die Idee aus Österreich, beim Antrag des Streuobstbaus als Immaterielles Kulturerbe (IKE) ist Deutschland Vorreiter. Hartl und seine Arbeitsgemeinschaft ziehen nun nach und arbeiten an einem Antrag für das IKE in Österreich. Erst wenn mehrere Partnerländer dies umgesetzt haben, geht die Bewerbung als IKE Streuobstbau auf der weltweiten Liste in die nächste Runde. Martina Hörmann, Vorsitzende von Hochstamm Deutschland e.V. freute sich über das Engagement in Österreich.
Beliebter Brettacher: Verbraucher lieben Streuobst
Dass Streuobst auch als Tafelobst eine gute Figur macht, zeigt das Projekt des Schwäbischen Streuobstparadieses e.V.. Über 15 Tonnen verschiedener Streuobstäpfel und -birnen vermarktete der Verein über EDEKA und REWE. Maria Schropp, Geschäftsführerin des Streuobstparadieses organisierte zusammen mit ihren Kollegen und Kolleginnen die gesamte Vermarktung – vom Mengenabgleich mit den Supermärkten über die Logistik bis hin zur Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern. Diese bekamen für ihr handgepflücktes Obst zwischen 0,80 und 1 Euro/kg. Voraussetzung war eine Mindestliefermenge von 100 kg und eine hohe Qualität. Die Verbraucher*innen sind vom regionalen Streuobst begeistert. Das Projekt läuft auch dieses Jahr wieder an. Geplant haben die Initiatoren auch einen Leitfaden für die Tafelobstvermarktung.
Weitere Informationen:
Streuobst per Post
Wo bekommen wir Tafelobst aus Streuobstwiesen denn her? Diese Verbraucherfrage verleitete Alois Wilfling und Stefanie Schuster dazu, ihr Projekt eva&adam (Link) anzugehen. Sie vermarkten 146 verschiedene Streuobstsorten hauptsächlich per Paketversand. Zielgruppen sind neben Familien und Gastronomie auch Streuobstbegeisterte, die sich mit der Probierkiste (ähnlich einer Pralinenschachtel mit erlesenen Sorten gefüllt) auf die Entscheidung der passenden Sorte für ihren Garten vorbereiten. Je nach Seltenheit der Sorte zahlt eva&adam zwischen 0,50 und 2 Euro/kg an die Lieferanten aus. Mit diesen Preisen erntete das Projekt bei einem Inserat in lokalen Landwirtschaftszeitungen ungläubige Anrufe. Doch genau diese Wertschätzung und -schöpfung ist den Initiatoren wichtig. Sie setzen v.a. auch auf Verbraucheraufklärung und machen mit ihrem Projekt auch auf die Vielfalt der Sorten aufmerksam. Eine pomologische Datenbank ist ebenfalls Bestandteil des erfolgreichen Projekts.
Designer-Handtasche aus Streuobst?
Streuobst ist mehr als ein Lebensmittel. Das zeigt Heidrun Hochreiter von der Wirtschaftsagentur des Landes Oberösterreich (Link). In dem internationalen EU-Projekt AlpBio Eco (Link) erarbeitete Hochreiter innovative Businessmodelle für Unternehmen. Dabei untersuchte sie die europaweit am weitesten verbreitete Frucht: den Apfel. Gerade bei der Saftherstellung bleiben große Mengen von Trester zurück, die Potential für Verpackungsmaterial aufweisen. Laboruntersuchungen zeigen, dass Apfeltrester sowohl antimikrobielle Eigenschaften als auch gute Säurebarriereeigenschaften aufweist. Damit bietet er die ideale Grundlage für biologisch abbaubare Kartonagen und Verpackungen von Kosmetikprodukten. Weitere Forschungen untersuchen nun, welche Mischverhältnisse im Trester ideal sind und wie er am besten getrocknet wird.
Weitere Informationen:
Drohnen über Streuobstwiesen
Prof. Alexander Siegmund zeigt, wie moderne Satelliten und Drohnentechnologie zum Streuobsterhalt beitragen. Mit Drohnen überfliegen die Forschenden in einem Modellprojekt Streuobstbestände in Bad Schönborn und berechnen aus den Luftbildern 3D-Modelle. Die einzelnen Bäume sind dort erkennbar, inkl. Alter, Höhe, Sorte und Pflegezustand. Daraus entsteht eine interaktive geographische Datenbank. Darin sieht jeder Interessierte, wo welcher Baum in welchem Zustand steht. Die Webanwendung zeigt somit, wo Handlungsbedarf besteht. Interessierte Bürger*innen haben nun auch die Möglichkeit, eigene Kenntnisse und Beobachtungen einfließen zu lassen, die dann wiederum zur Validierung, Ergänzung und Fortführung des Datenbestandes genutzt wird. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen, z.B. Streuobstfesten und -aktionen entsteht daraus ein dauerhaft tragfähiges Konzept zur Erhaltung und Pflege der Streuobstwiesen.
Weitere Informationen:
- Streuobstwiesen Geo-Monitoring: Audi Stiftung für Umwelt
- Streuobst erfassen, bewerten und vermitteln – Integratives Monitoring-Konzept zur nachhaltigen Entwicklung und Kommunikation von Streuobstbeständen in Bad Schönborn
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Bild: Klara Dittrich-Rommel