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Neue Arbeitsgruppe "Unterlagen und wurzelechte Obstbäume" sucht Mitstreiter
Birnenverfall bei Mostbirnen? Alternativen zu Bittenfelder Sämlingsunterlage? Wurzelechte Bäume? Sämlingsaussaaten oder Meristemvermehrung? Mit was pflanze ich die Methusaleme der Zukunft? Eine neue Arbeitsgruppe (AG) des Pomologen-Vereins e.V. erfasst die aktuelle Situation und sucht sowohl nach Lösungen als auch nach interessierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern.
Warum braucht es eine neue AG?
Kirchensaller Mostbirne und Bittenfelder Sämling kommen als Unterlage an ihre Grenzen. Krankheiten, Schädlinge und immer längere Trocken- und Hitzeperioden setzen diesen Unterlagen seit einigen Jahren stark zu. Alternative starkwachsende Unterlagen fehlen durch einen Mangel an Forschung auf diesem Gebiet in den letzten 70 Jahren. Das früher vorhandene Wissen ist in dieser Zeit verloren gegangen und außerdem sehr schlecht dokumentiert. Gesunde, hochvitale, starkwüchsige Streuobst „Methusalembäume“ sind eine Chance für die Zukunft. Gibt es Wege diese Bäume mit ihren Eigenschaften als zukünftige Unterlagen oder sogar als wurzelechte Bäume zu gewinnen? Diesen Fragen geht die neue AG des Pomologen-Vereins e.V. nach.
Themenschwerpunkt 1: Suche nach geeigneten Mutterbäumen
Anforderungen an zukunftsfähige Obstunterlagen sind Starkwüchsigkeit, maximale Vitalität und hohe Widerstandsfähigkeit gegen die bedeutendsten Schaderreger. An erster Stelle steht dafür die Identifizierung von alten (= evolutionsgetesteter) und immer noch vitalen Äpfeln und Birnen u.a. zur Saatgutgewinnung. Auch die Anzucht starkwüchsiger Bäume auf eigener Wurzel ist ein wichtiges Thema.
Die angestrebten Unterlagensorten und wurzelechten Edelsorten scheinen gut vermehrbar sein, für unterschiedliche Standorte geeignet. Sie sind ertragsstabil und weisen bei Veredlung eine hohe Affinität zu den Edelsorten. Zudem sollen sie sehr robust (Beispiel Birnenverfall, Schwarzer Rindenbrand) und unter normalen Bedingungen möglichst widerstandsfähig gegen Schädlingsbefall sein (Beispiele Blutlaus, Kragenfäule, Obstbaumkrebs).
Themenschwerpunkt 2: Mögliche Anzuchtverfahren und Partner
- Sämlingsanzucht geeigneter Sorten oder Arten in Gewächshäusern/Containern oder in Tresterbeeten oder Direktsaaten an spätere Standorte
Malus domestica:B. Samen von Luikensorten, Pomme d’or, Genereuse de vitry u.a. geeignete Sorten
Malus sylvestris
Malus sieversii
Malus sylvestris spp. z.B. aus Sommertrockengebieten wie Südsyrien. - Kreuzung geeignet erscheinender Sorten oder Arten um neue „Unterlagentypen“ zu finden
- Stecklinge, Steckhölzer
- Risslinge von geeigneten Streuobsthochstämmen
- Hilfswurzler (Tiefveredlung auf Standardunterlagen wie M 9 oder Bittenfelder, anschließend bei Verpflanzung Veredlungstelle tiefer in die Erde zum Freimachen der starkwachsenden Unterlage)
- Meristemvermehrung
- Weitere?
Um Risiken zu minimieren, ist es sinnvoll die Anzucht neuer Unterlagen, die dann zu testen sind, auf verschiedene verlässliche Partner zu verteilen. Somit sucht die AG nach Personen, die derartige Möglichkeiten haben (z.B. Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen, alten brach liegende Gewächshäuser, Baumschulen mit Nischenoptionen).
Testpflanzungen
Langfristiges Beobachten und Bonitieren der erhaltenen Jungbäume auf verschiedenen Standorten:
- Idealerweise in größerer Wiederholungszahl
- Vergleichsbäume als Standard mit Bittenfelder als Unterlage
- entweder bei Eignung als wurzelechte Bäume oder je nach Standort mit geeigneter hochvitaler Lokalsorte veredelt
- auch eine bundesweit vorkommende Sorte wie Winterrambour oder Brettacher zum bundesweiten Vergleich
- Eintragung der Bäume mit Info zum Baum und GPS-Daten für längerfristige Datenerhebungen (10 bis 30 Jahre und mehr)
Wer macht mit?
In einem ersten Schritt erfasst die AG den Sachstand und interessierte Personen mit dem Ziel, dass alle gegenseitig voneinander wissen. An alle, die Interesse haben, mitzumachen, stellt die AG deshalb folgende Fragen und bittet um Rückmeldung:
- Wer macht im Bereich Unterlagen/wurzelechte Obstbäume bereits was?
(Bitte Kurzbeschreibung in max. 3-5 Sätzen) - Wer würde gerne was machen mit welchen Möglichkeiten?
- Wer sieht sich wo in dieser AG? (fachlich, organisatorisch, unterstützend)
- Wer hat dazu gute Hinweise aus Literaturquellen und mündlichen Überlieferungen?
- Wer kann gut Literaturrecherchen machen?
Bitte senden Sie die Antworten auf Fragen 1-5 entweder an Roman Eisenring (Schwerpunkt Birne) oder Christoph Schulz (Schwerpunkt Apfel) bis zum 15. Dezember 2024. Kontaktdaten finden sich unten.
Die Rückmeldungen und Personen fasst die AG in einer Datei zusammen und teilt die Ergebnisse als gesammeltes Dokument innerhalb der Gruppe. Der zweite Schritt ist dann ein (hybrides) eintägiges Arbeitstreffen, bei dem die Verantwortlichen den Ist-Zustand beschreiben und mit den Interessierten über das weitere Vorgehen (Arbeitsprogramm) beraten. Dafür ist der Winter 2025 vorgesehen.
Kontakt und Ansprechpersonen
- Roman Eisenring, Oberdorfstrasse 13, CH-9248 Bichwil, pirum-radix@gmx.info
- Christoph Schulz, Hauptstr. 97/1, D-74226 Nordheim, achtebacht@gmail.com
Mit Unterstützung von Herbert Ritthaler und Herbert Wolz