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Neue EU-Standards für Cider?
Bisher gibt es keine offizielle EU-Definition für Cider. Die Europäische Kommission plant jedoch, gemeinsame Vermarktungsstandards für Apfel- und Birnenwein einzuführen.
Was ist Apfel- und Birnenwein?
Die Begriffe "Apfelwein" (Cider) und "Birnenwein" (Perry) verwenden Hersteller in der EU derzeit für eine Vielzahl von Getränken aus Äpfeln bzw. Birnen, die sehr unterschiedlich sind – von Produkten aus 100%igem Saft bis hin zu Mischungen mit Zuckerzusatz. Eine einheitliche Definition, die für alle Mitgliedstaaten gilt, fehlt. Einige Mitgliedstaaten haben bereits länderspezifische Normen für Apfel- und Birnenwein, die sich hauptsächlich in folgenden Kriterien unterscheiden
- Mindestgehalt an Apfel-/Birnensaft (einschließlich Saft und/oder Konzentrat)
- Mindestgehalt an "frischem" Apfel-/Birnensaft (d. h. kein Konzentrat)
- Zusatz bzw. Nichtzusatz von Wasser
- Zusatz bzw. Nichtzusatz von Zucker zum Apfelsaft/Birnensaft vor der Gärung
- Zusatz bzw. Nichtzusatz von Alkohol
In Deutschland entwickelte der Verband der deutschen Fruchtwein- und Fruchtschaumweinindustrie e.V. (VdF) eine Definition für Cider, die sich am allgemeinen Marktverständnis orientiert. Demnach ist Cider ein Erzeugnis aus Äpfeln, das unter Verwendung von Zuckerarten, natürlichem Apfelaroma sowie höchstens 50 % Wasser hergestellt wird und mindestens 1,2 % vol. und höchstens 8,5 % vol. Alkohol enthält.
Was schlägt die EU-Kommission vor?
Die Kommission spricht sich für die Einführung einer EU-Vermarktungsnorm für Apfelwein und Birnenwein aus. Diese Standards haben zum Ziel, Klarheit, Transparenz und fairen Wettbewerb auf dem Markt zu gewährleisten. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen zwischen industriellen Massenprodukten und qualitativ hochwertigen, traditionellen Erzeugnissen unterscheiden können.
Die Kommission hat 2023 drei Optionen für eine EU-Vermarktungsnorm vorgeschlagen
- Option I: Definition einiger freiwillig möglicher Angaben, die auf eine höhere Qualität hinweisen (z.B. „aus reinem frischem Saft“) oder den Zuckergehalt angeben (z.B. „trocken“, „halbtrocken“, „süß“)
- Option II: Eine Basisnorm, die den Zusatz von externem Alkohol verbietet
- Option III: Eine ambitioniertere Norm, die den Zusatz von externem Alkohol verbietet und einen Mindestanteil von 50% Fruchtsaft vorschreibt
Ein neuer Entwurf vom Dezember 2024 sieht einen Mindestsaftgehalt von 50 Prozent Apfel oder Birne (ungefiltert) für Cidre und Perry vor (Option 3).
Bedenken von großen Produzenten
Die nordischen Länder haben Bedenken gegenüber dem Vorschlag der Kommission geäußert. Viele industriell produzierte Cider-Sorten verwenden typischerweise nur etwa 15 % Saft. Ein Mindestgehalt von 50 % bedeutet, dass diese Hersteller ihre Produktionsprozesse erheblich ändern müssten. Schweden exportiert 75 Prozent seiner jährlichen Ciderproduktion – 100 Millionen Liter –, was ein Drittel des gesamten EU-Ciderexports ausmacht. Auch Dänemarks Exporte sind in den letzten Jahren gestiegen. Als Ausweg schlagen sie eine Unterscheidung zwischen Cider und "traditionellem Cider" mit höherem Saftgehalt vor.
Quellen
Euractiv (2025): Zankapfel für Skandinavien: Streit um EU-Definition für Cidre, Euractiv, Brüssel. Online unter: https://www.euractiv.de/section/landwirtschaft-und-ernahrung/news/zankapfel-fuer-skandinavien-streit-um-eu-definition-fuer-cidre/
Europäische Kommission (2023): Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat gemäß Artikel 75 Absatz 6 der Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 über neue Vermarktungsnormen für Apfelwein und Birnenwein sowie für getrocknete Hülsenfrüchte und Sojabohnen, Europäische Kommission. Online unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:52023DC0200
Verband der deutschen Fruchtwein- und Fruchtschaumwein-Industrie e. V. (VdFw) (2022) VdFw-Kompendium zu Auslegungsfragen, VdFw, Bonn. Online unter: https://www.fruchtwein.org/fileadmin/user_upload/redaktion/ueber-uns/positionen/VdFw-Kompendium_final_01.pdf