Was gibts Neues?
Themen, Ideen, Termine und viele weitere spannende Nachrichten aus unserem weitverzweigten Netzwerk - wenn es etwas Neues gibt, lesen Sie es hier.
Noch ein Kulturerbe: Spalierobst in Frankreich
Immaterielle Kulturerbe sind kulturelle Ausdrucksformen, die Menschen unmittelbar von Generation zu Generation weitergeben und entwickeln. In Deutschland ist u.a. der Streuobstanbau von der UNESCO-Kommission anerkannt. In Frankreich steht der Spalierobstbau jetzt auf der nationalen Liste. Was verbindet ihn mit Streuobst?
Viele Früchte auf wenig Raum
Spalier ist eine Technik des Obstanbaus. Obstkenner kultivieren hier Obstbäume an Wänden (als "espaliers" im engeren Sinne) oder im Garten selbst in flachen Formen (als "contre-espaliers") oder dreidimensional. Das Ziel dieser Schnitttechniken ist es, qualitativ hochwertige und leicht zugängliche Früchte zu produzieren. Dies führt zu Bäumen, die wenig Platz einnehmen, ein hohes und regelmäßiges Ertragspotenzial haben, langlebig sind und oft ästhetisch ansprechend geformt sind. Die Fürchte sind in Reichweite.
Kulturerbe mit Geschichte
Die Kunst des Spalierens entstand Ende des 16. Jahrhunderts in Frankreich. Eines der Leitbilder dieser Epoche war die Zähmung der Natur – und darum waren auch Obstbäume in ihrer natürlichen Wuchsform nicht erwünscht. Der Beginn lag dementsprechend in ästhetischen Gründen. Diese Gartenbaukunst verbreitete sich in ganz Europa bis weit hinein ins Zarenreich und nach Großbritannien. Vor allem in Schloss- und Klostergärten kultivierten die Bewohnerinnen und Bewohner verschiedene Spalierformen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Kenntnisse und Fertigkeiten der Spalierkunst die Standardpraxis des gesamten Obstanbaus. Sowohl Fachleute als auch Amateure erkannten die Vorteile. Seitdem hat der industrielle Obstbau weitaus weniger arbeitsintensive Ansätze übernommen. Heute trägt Spalierobst dazu bei, den Obstbaum wieder in die Stadt zu bringen. Die meisten Projekte zu essbaren Städten nutzen Spalierobst.
Was Spalierobstbau und Streuobst verbindet
Sowohl beim Spalieren als auch im Streuobstanbau geht es darum, Obstbäume auf effiziente Weise zu kultivieren, um hochwertige Früchte zu produzieren. Beide Praktiken betonen die Bedeutung von Raumoptimierung, regelmäßiger Ertragsproduktion und der ästhetischen Gestaltung von Obstbäumen. Streuobstwiesen sind eine Kulturlandschaft. Sie zeichnet vor allem die hohe Zahl an Ökosystemleistungen aus. Mit Blick auf die Artenvielfalt ist Streuobst eine der reichsten Landschaften Europas – kaum erreichbar durch andere Kulturformen. Auch nicht durch den Spalierobstbau. In Sachen ökologischer Leistungen punktet Spalierobst ebenso wie Streuobst. Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter beider Obstbauarten erhalten ein kulturelles Erbe.
Offiziell anerkannt: Immaterielles Kulturerbe
Seit 2023 ist er in Frankreich als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Der Prozess zur Anerkennung der Obstspalierkunst als Immaterielles Kulturerbe stützt sich auf ein Kollektiv, das sich seit Juni 2020 sechs Mal getroffen hat. Das entstandene Netzwerk arbeitet auch an der Wiedereinführung von Ausbildungen im Obstbau mit der Spezialisierung Spalierbau in der technischen Landwirtschaftsausbildung.
Weitere Informationen und Kontakt