Was gibts Neues?
Themen, Ideen, Termine und viele weitere spannende Nachrichten aus unserem weitverzweigten Netzwerk - wenn es etwas Neues gibt, lesen Sie es hier.
Ob Apfel oder Ananas: Was wirklich über die Klimabilanz unserer Lebensmittel entscheidet
Das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg hat in der Studie „Ökologischer Fußabdruck von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland“ aus dem Jahr 2020 den ökologischen Fußabdruck von 200 alltäglichen Lebensmitteln und Gerichten ermittelt.
Untersuchungsgegenstand der Studie
Untersucht wurden fünf Produktgruppen, darunter Obst, Gemüse, Fleisch- und Milchprodukte sowie vegetarisch-vegane Ersatzprodukte. Das Neuartige an der jetzigen Studie ist, dass bei allen Lebensmitteln Flächennutzungsänderungen konsequent eingerechnet wurden. Ein Ziel der ifeu-Studie besteht darin, Verbraucher*innen und Berater*innen Orientierungshilfen für eine klima- und umweltbewusste Ernährung zu bieten. Im Folgenden sind die zentralen Ergebnisse der Studie zusammengefasst:
Große Auswirkungen von Verpackung und Transport
Apfel, Erdbeeren und Pfirsiche zählen frisch geerntet zu den klimafreundlichsten Lebensmitteln in den deutschen Supermärkten. Als Neuseeland-Apfel, Winter-Erdbeere oder Dosen-Pfirsich schneiden sie dagegen schlecht ab. Die Umwelt- und Klimabilanz hängt meist weniger am Produkt, sondern am Ort des Anbaus, der Verpackungsweise sowie an der Transportform. Beim Klimacheck schneidet eine per Flugzeug nach Deutschland gelieferte Ananas mehr als 25 Mal schlechter ab als dieselbe Frucht, die per Schiff kommt. Ähnlich verhält es sich oft auch bei heimischen Gemüsen wie Champignons, Grünkohl oder Bohnen, wenn sie frisch oder als Konserve in Glas oder Dose im Supermarkt stehen. „Die Einwegverpackung aus Metall oder Glas hat in vielen Fällen einen größeren Klimaeffekt als das eigentliche Lebensmittel“, so Dr. Reinhardt.
Faktor der Flächennutzung
Daneben spielt es aber auch eine Rolle, auf welchen Flächen die Lebensmittel angebaut werden: Wenn bspw. Moorgebiete für die Landwirtschaft umgewandelt werden, so verschlechtern sich die Klimagasbilanzen erheblich. Insgesamt bestätigt die ifeu-Studie, dass frisches, saisonal und regional angebautes Obst und Gemüse im Schnitt meist deutlich klimafreundlicher sind als außerhalb der Saison importierte Lebensmittel aus fernen Ländern. Weniger Fleisch und Milchprodukte sind darüber hinaus die wesentlichen Stellgrößen für eine nachhaltige Ernährungswende.
Bio rettet nicht automatisch das Klima
Überraschend ist, dass Fleisch, Milch und Eier aus Bio-Landwirtschaft beim Klimaeffekt teilweise sogar schlechter abschneiden als Produkte aus konventioneller Landwirtschaft. Denn Biobetriebe benötigen mehr Fläche, da sie geringere Erträge erwirtschaften – entsprechend legen die Forschenden auch höhere Hektarzahlen zu Grunde, was zu höheren CO2-Emissionen führt.
Nicht zu vergessen: die Beilage
In der Studie wurde ebenso untersucht, wie klimafreundlich verschiedene Gerichte sind. Dabei stechen vor allem einige Lebensmittel mit unerwartet großen Auswirkungen auf die CO2-Emissionen je Portion hervor. „Rind und Reis haben nicht nur einen hohen Klimaeffekt, sondern benötigen für die Erzeugung zusätzlich sehr viel Dünger und Wasser“, sagt Dr. Reinhardt. Statt zu Reis ist der Griff des deutschen Verbrauchenden zu Nudeln, Kartoffeln oder Dinkel deutlich klimaschonender. Die Folge: nicht nur weniger Klimagase, sondern ein halb so großer Flächen- und Dünger-Fußabdruck und ein hundertfach geringerer ökologischer Fußabdruck bei Wasser. Auch hier zählt, dass CO2 nicht das alleinige Umweltkriterium einer nachhaltigen Ernährung sein darf.
Auszüge der Pressemitteilung des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg vom 25.05.2020. Weitere Information:
- Pressemitteilung des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (2020) (PDF einbinden)
- ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (2020): Link
Ansprechpartner:
Dr. Guido Reinhardt
Tel.: +49 (0)6221 4767 31
guido.reinhardt@ifeu.de