Wiesenliebe
Aber Liebe allein ist nicht genug. Langfristig können Streuobstwiesen nur erhalten werden, wenn sich deren Bewirtschaftung auch lohnt.

Liebe ist nicht genug.
Wer heute mit viel Fleiß und Engagement eine Streuobstwiese bewirtschaftet, tut das bestimmt nicht des Geldes wegen. Denn einem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand steht ein sehr niedriger Preis für Mostobst gegenüber. Trotz vielfacher Bemühungen ist es einzelnen Initiativen bisher kaum gelungen, die Bedeutung von Streuobst als hochwertiges Lebensmittel und Beitrag zum Erhalt einzigartiger Natur und Lebensräume zu kommunizieren.
Hier setzt Hochstamm Deutschland an. Unter dem Motto „Erhalt durch Nutzung“ setzt sich unser gemeinnütziger Verein unter anderem dafür ein, die Mehrwerte von Streuobstprodukten im Markt zu etablieren und dadurch die wirtschaftlichen Grundlagen für die Vermarktung von Streuobstprodukten zu verbessern. „Erhalt durch Nutzung“ bedeutet konkret: MEHR Menschen müssen MEHR Produkte aus 100 % Streuobst konsumieren. Das ist praktischer Naturschutz mit Genuss!
Warum „Erhalt durch Nutzung“?
Streuobstwiesen sind eine Kulturlandschaft, aber kein Museum. Das bedeutet, dass sie nicht natürlich vorkommen, sondern vor hunderten von Jahren von cleveren Kleinbauern, oft in Gürteln um die Dörfer angelegt wurden. So konnte die Flächenleistung deutlich gesteigert werden – unten das Gras oder Heu für die Tiere, oben das Obst, Brennholz, Schatten, Klimawirkung und vieles mehr. Nur durch das Zusammenspiel von verstreut stehenden, hochstämmigen und großkronigen Bäumen mit einem möglichst artenreichen Grünland entsteht das einzigartige Ökosystem Streuobstwiese als Heimat von oftmals mehr als 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten.
Die korrekte Bewirtschaftung der Streuobstwiesen, also u. a. die Pflege der Bäume und das Mähen der Wiesen ist unerlässlich für ihren Erhalt. Einfache Formel: Ohne Bewirtschaftung kein Streuobst! Das macht Mühe, der einzige Weg zum Erhalt ist aber die Nutzung bzw. Bewirtschaftung der Flächen. Und Alle, die Streuobstprodukte gezielt genießen, tragen aktiv zum Erhalt bei.
Saturday for Streuobst
Wagt Ihr den Schritt von dem Protestmarsch auf der Straße in die Streuobstwiese? Die Idee von „Saturday for future“ ist einfach: Das Klima schützen wir durch konkretes Tun in guter Gemeinschaft und mit ganz viel Grün um uns herum – am Wochenende. Denn: Streuobstwiesen sind gut fürs Klima.
Gute Gründe, sich in Streuobstwiesen zu engagieren
Ihr sucht eine sinnvolle Tätigkeit an der frischen Luft, die auch noch dem Klima guttut? Gute Gründe sprechen dafür, Eure Zeit einer Streuobstwiese zu widmen. Wenn ihr Euch in der Streuobstwiese engagiert,
- macht ihr Urlaub in schönster Landschaft (gutes Essen, romantische An- und Ausblicke, Beschäftigungsprogramm für Groß und Klein direkt vor der Haustüre, alles an einem Ort)
- reduziert ihr Euren Energieverbrauch (keine Zeit für Handy und Co. – und ja, manchmal auch kein Netz)
- ernährt Ihr Euch überwiegend gesund und umweltbewusst (mit regionalem Obst und Fleisch aus Eurer Nähe)
- haltet ihr Euch sportlich fit (Streuobst pflegen heißt hegen mit vollem Körpereinsatz)
- fahrt ihr nachhaltig mit gedrosselter Geschwindigkeit (der alte Lanz-Traktor schafft nur 25 km/h – wenn überhaupt)
- setzt ihr auf Wiederverwertung (der Baumschnitt gibt beste Hackschnitzel zum Heizen)
Saturdays for future in Streuobstwiesen
Hinter Saturday for future steht die Idee, freie Samstage für die Streuobstwiese einzusetzen. Erfunden hat es jemand, der sich mit Klimasorgen von Jugendlichen auskennt: Benjamin Hammes aus Freiburg ist 14 Jahre alt und forscht in seinem JugendForscht-Projekt zur Klimawirkung von Streuobstwiesen und unseren Konsumgewohnheiten. Sein Ergebnis: Streuobstwiesen haben eine großartige Klimabilanz. Seine Forschung fasst er in einem Plakat und einem Flyer zusammen. Doch Forschung ist nicht genug!
Wie engagiere ich mich?
Das Klima liebt Streuobstwiesen, Streuobstwiesen lieben gute Pflege. Benjamin, Hochstamm Deutschland e.V. und zahlreiche Streuobstinitiativen, Vereine und Organisationen laden Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein, sich für Streuobst zu engagieren. Wie geht das? Ganz einfach durch gemeinsame Pflegeaktionen, Ernte, Apfelsaftpressen und vieles mehr. In fast jeder Region in Deutschland gibt es einen Verein oder Initiative, die sich für Streuobst einsetzt. Ihr findet sie
- auf unserer Streuobstlandkarte
- bei einer Internetrecherche zu den Stichworten Streuobst, Naturschutz, Verein o.Ä. und Eurer Region
- über eine Anfrage an die Geschäftsstelle von Hochstamm Deutschland e.V. (kontak@hochstamm-deutschland.de). Wir vermitteln gerne.

Unser Modellprojekt „Streuobst 2030“: Zukunft durch Nutzung
Eines unserer aktuellen Projekte ist der Aufbau eines Gemeinschaftsmarketings für Streuobstprodukte. Durch das neue Markenzeichen erkennen Verbrauchende schnell und einfach Produkte aus 100 % Streuobst im Laden. Und mit dem Genuss kommt dann automatisch der Erhalt. Damit das funktioniert (und noch besser wird), unterstützen wir die Bewirtschaftenden von Streuobst mit den Bausteinen aus dem Projekt Streuobst 2030.
Wertschöpfung mit Streuobstprodukten
Wir unterstützen in Zukunft diejenigen, die Produkte aus Streuobst herstellen, indem wir Tipps und Praxistricks zur Verbesserung der Wertschöpfungskette geben. Wir analysieren die gesamte Wertschöpfungskette Streuobst und stellen sie in einem Online-Tool auf unserer Webseite ab 2024 zur Verfügung. Zu jedem Schritt in der Wertschöpfungskette, z. B. Erzeugung, Verarbeitung, Produkte, Organisation, Naturschutz etc. machen wir Empfehlungen und präsentieren Praxisbeispiele, wie die Wertschöpfungskette an der entsprechenden Stelle verbessert werden kann.
Marketing und Verbraucherforschung
Ein wesentlicher Baustein beim Erhalt durch Nutzung ist die Vermarktung von Streuobstprodukten. Hochstamm Deutschland e.V. führt aktuell im Rahmen einer Promotion die erste Verbraucherforschung zu Streuobst durch. Die Ergebnisse zeigen uns, was Konsumierende von Streuobst wissen und was sie mit dem Begriff und den Produkten assoziieren. Das hilft allen, die Produkte aus 100 % Streuobst produzieren dabei, ihre Kommunikation und das Marketing anzupassen. Damit die Verbraucherinnen und Verbraucher auch zu unseren hervorragenden Produkten greifen. Übrigens: rund 75 % der Deutschen kennen tatsächlich den Begriff Streuobst, rund die Hälfte der Befragten haben Streuobst auch auf Testbildern richtig zugeordnet. Hier geht es zum wissenschaftlichen Artikel.
Dienste für den Menschen: Ökosystemleistungen aus Streuobst
Ökosystemleistungen sind ein aktueller Begriff und ein Instrument. Sie bezeichnen die Leistungen, die ein Ökosystem für uns Menschen zur Verfügung stellt. Konkret auf Streuobstwiesen angewendet, umfasst dies neben den Lebensmitteln wie Apfelsaft, Dörrobst oder Brände auch Brenn- und Wertholz oder Heu. Darüber hinaus kommen aber auch viele kulturelle Leistungen zum Tragen, z. B. die ökologischen Funktionen, die Biodiversität oder das Genreservoir an alten, angepassten Sorten. Weitere indirekte Leistungen für uns Menschen sind darüber hinaus beispielsweise die positive Beeinflussung des Mikroklimas, der Erosionsschutz und Wasserfilterfunktionen, aber auch der positive Einfluss auf unsere Gesundheit durch die gesunden Produkte, das Landschaftsbild, gute Luft und vieles mehr. Kaum eine andere Kulturlandschaft bietet eine so große Vielfalt an Ökosystemleistungen wie unsere Streuobstwiesen.
Im Projekt Streuobst 2030 dokumentieren wir die Ökosystemleistungen von Streuobst – denn nur was wir kennen, erhalten wir nachhaltig. Wir erarbeiten mit dem Wissen aus Praxis und Forschung Empfehlungen für eine Bewirtschaftung von Streuobst, damit möglichst viele dieser Ökosystemleistungen dauerhaft erhalten bleiben und vielleicht sogar weiter steigen. In einem weiteren Schritt zertifizieren wir die Sicherstellung dieser Leistungen durch die Arbeit der Bewirtschaftenden. Diese erhalten damit eine garantierte Honorierung für ihre tagtägliche Arbeit. Diese Zertifikate können dann als freiwillige Umweltleistungen – wie z. B. CO2-Zertifikate oder „Moor-Futures“ – gehandelt werden. Damit erhalten Streuobstheldinnen erstmals am freien Markt eine finanzielle Anerkennung für ihre mühsame Arbeit.
Erhalt durch Nutzung ganz neu gedacht!
Sie haben Fragen zu unseren Projekten? Treten Sie mit uns in Kontakt.
Die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg unterstützt das Projekt aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale
Projekt „ALMA-KIKA“: Zukunft durch Nutzung von Wildobstgehölzen in Asien
Es wird wieder international: 2023 gehörte unser Verein zu den Gründungsmitgliedern eines Institutes in Kasachstan. Im Fokus: Erhalt der wertvollen Wildobstgehölze. Gemeinsam mit den dortigen Partnern versuchen wir dort innovative Projekte zu entwickeln - mit dem Ziel, Ökosysteme und Biodiversität voranzubringen.
Ein aktuelles Projekt: ALMA-KIKA. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das Ziel, Wildobstgehölze in Kasachstan und Kirgistan aus Sicht von Wertschöpfungsketten und Regionalmanagement zu betrachten. Initiator und Organisator des Projektes ist Prof. Matthias Kramer und die NETSCI GmbH. Hochstamm Deutschland e.V. ist gemeinsam mit Universitäten und Nichtregierungsorganisationen aus den beiden Partnerländern Projektpartner. Das Projekt läuft bis Ende 2025. Im Moment steht die Maßnahmenplanung im Vordergrund. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das Projekt.
Der volle Projektname: „RegionALMAnagement und Wertschöpfung zum Erhalt von Biodiversität und Ökosystemleistungen in KIrgisistan und KAsachstan“
Sie haben Fragen zu unseren Projekten? Treten Sie mit uns in Kontakt.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt unterstützt das Projekt.