17. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2023
Plattform für Streuobstakteure weltweit
Fast 200 Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Keltereien, Aufpreisinitiativen und der Verwaltung sowie Praktikerinnen und Praktiker nahmen vor Ort und an den heimischen Bildschirmen am 17. Landesweiten Streuobsttag teil. Die digitale Teilnahmemöglichkeit ergänzte das Vor-Ort-Event. So gelang die Vernetzung von Streuobstakteuren europaweit. Neben Fachvorträgen und Klassikern wie den bundesweiten Kurzmeldungen und einer Prognose gab es Diskussionsforen. Diese waren in diesem Jahr zum ersten Mal Teil der Tagung. Zur Hybrid-Veranstaltung luden in Zusammenarbeit die Veranstalter Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg, Hochstamm Deutschland e.V., das Ministerium für Ernährung Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie die Universität Hohenheim ein.
Der Blick in die Zukunft
Mit einem Blick in die Zukunft eröffnete Matthias von Wuthenau vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg die Fachvorträge. Neben dem Eckpunktepapier verwies er auf das Baumschnittförderungsprogramm. Das Land führt derzeit eine Vielzahl an Projekten durch, die dem Streuobstanbau dienen.
Als Grundlage der neuen Streuobstkonzeption 2030 stehen innerhalb der nächsten sieben Jahre vielfältige Maßnahmen auf dem Plan - vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel. Zu den Handlungsfeldern zählen die Bewirtschaftung und Bestandssicherung, die Verarbeitung und Vermarktung, die Öffentlichkeitsarbeit, die Bildung und Beratung, die Forschung, die Förderung sowie die geplanten Streuobstregionen.
Obstbäume der Zukunft
Mit dem Impuls „Von der Wurzel her für die Zukunft denken” wagte auch Christoph Schulz aus Nordheim einen Blick in die Zukunft. Für das Ziel, erfolgreiche Bäume für das 22. Jahrhundert zu erhalten, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Als Ergebnis von mehr als 500 Jahren Streuobstanbau, steht der Menschheit eine höchst fachliche Obstbaukompetenz zur Verfügung. Zu den erfolgreichen Bäumen des 20. Jahrhunderts zählen dabei die Methusalem-Bäume. Schulz führt derzeit genetische Analysen verschiedener Obstbaumsorten durch, die Erkenntnisse über wurzelechte Bäume und deren Klimaresistenz liefern. Das Projekt gliedert sich in drei Forschungsphasen. Er ruft Interessierte auf, sich an diesem Zukunftsprojekt zu beteiligen. Sie sind herzlich eingeladen, sich bei ihm zu unverbindlich zu melden.
Welche Anforderungen stellen die VerbraucherInnen an Streuobstprodukte?
Diese Frage erforscht Sophia Philipp, Doktorandin im Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing der Universität Kassel. Im Rahmen einer repräsentativen Online-Befragung benannten 963 Verbraucher aus ganz Deutschland Wissen, Assoziationen und Argumente zum Streuobst. Die Umfrage lieferte spannende Erkenntnisse: Die Assoziationen zum Thema Streuobst entsprechen zwar nicht immer der Realität, dafür hat Streuobst einen guten Ruf.
Letztendlich geht es darum, Öffentlichkeitsarbeit in allen Formen zu praktizieren, die Streuobstprodukte und die Menschen dahinter bekannt macht. Das funktioniert, sofern es sich um hochwertige Streuobstprodukte mit Geschmack handelt. Somit erfüllen Produkthersteller die spontanen Erwartungen der Verbraucher an Streuobst und regen zum Wiederkauf an.
Aktuelles rund um’s Streuobst: Sichtbarmachung des Wertes von Streuobst
Hochstamm Deutschland e.V. sammelt das ganze Jahr über Neuigkeiten aus der Streuobstwelt. Einen Überblick gab Hannes Bürckmann. Der Verein selbst zielt auf eine multinationale Anerkennung von Streuobst als Immaterielles Kulturerbe bis 2028 ab. Außerdem bearbeitet der Verein im Moment zwei weitere geförderte Projekte: Gemeinschaftsmarketing für 100%-Streuobstprodukte sowie das Projekt „Streuobst 2030“. Letzteres widmet sich intensiv dem aktuellen Thema der Ökosystemleistungen. Karolina Düthorn von Hochstamm Deutschland e. V. zeigte auf, dass in der Streuobst-Kommunikation bereits häufig von Ökosystemleistungen gesprochen wird. Sie stieß dazu an, warum Streuobst-Ökosystemleistungen in Zukunft eine zentrale Botschaft der breiten Kommunikation einnehmen könnten. Das schafft neue Möglichkeiten, inner- sowie außerhalb der Streuobst-Community für Streuobst und die Streuobstprodukte zu werben.
Ein Blick in die Praxis: Verminderung von Trockenstress
Andreas Siegele von der Obstbauberatung der Landeshauptstadt Stuttgart zeigte praxisnahe Maßnahmen zur Verminderung von Trockenstress auf. Neben der Pflanzvorbereitung ist das Pflanzmaterial von grundlegender Wichtigkeit. Auch bei der Pflanzung selbst muss auf Besonderheiten geachtet werden. Dazu zählt unter anderem die Herbstpflanzung, bei der keine zu großen Löcher gegraben werden dürfen. Auch die Vorratsdüngung ist nicht zu vernachlässigen. Siegele ging außerdem auf die Bewässerung sowie den Pflanzenschutz ein.
Streuobst in Szene setzen
Die Diskussionsforen zeigten: Streuobst noch mehr in Szene zu setzen ist wichtig. Grundlegende Kenntnisse über das Streuobst müssen in der Gesellschaft etabliert werden, um die Wertschätzung der Streuobstbestände zu stärken. Hier muss die Politik aktiv werden und als eine unterstützende Instanz agieren. Sei es über die Durchführung von Kampagnen oder der Arbeit mit Symbolen und Informationen vor Ort. Außerdem wird der Wunsch nach einem Forum mit einem breiten Fachwissen für die Streuobstakteure laut.
Hochstamm Deutschland e.V. bedankt sich herzlich bei allen Referentinnen und Referenten, bei den Organisatoren und Teilnehmenden für ihr Engagement und Interesse.
Streuobsttag verpasst? Hier die Fachvorträge der Expertinnen und Experten
Neben einem Ausblick in die Zukunft und einem Vortrag, welcher die Streuobstwiesen mit ihren Ökosystemdienstleistungen als Megathema identifiziert hat, ging es beim Landesweiten Streuobsttag um die Verbraucheranforderungen an die Kommunikation von Streuobstprodukten. Auch die Praxis kam nicht zu kurz: Praxisnahe Maßnahmen zur Verminderung von Trockenstress wurden aufgezeigt. Im Folgenden stehen die Vorträge zum Download zur Verfügung:
- Streuobsterhalt: Ein Blick in die Zukunft - Matthias von Wuthenau, Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (PDF)
- Erhalt durch Nutzung: Verbraucheranforderungen an die Kommunikation von Streuobstprodukten - Sophia Philipp, Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing
- Aktuelle Kurzmeldungen zu Projekten rund um's Streuobst - Hannes Bürckmann, neuland+ GmbH & Co. KG, Schrozberg
- Impuls: "Ökosystemleistungen" als Megathema für die künftige Streuobst-Kommunikation - Karolina Düthorn, Hochstamm Deutschland e. V., Rohrdorf
- Impuls: Praxisnahe Maßnahmen zur Verminderung von Trockenstress - Andreas Siegele, Landeshauptstadt Stuttgart, Obstbauberatung
- Impuls: Von der Wurzel her für die Zukunft denken - Christoph Schulz, Ingenieurbüro, Nordheim
Fotos: Sophie Beetz, ALR (v. l. n. r. Matthias von Wuthenau (Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg), Sophia Philipp (Universität Kassel, Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing), Hannes Bürckmann (neuland+ GmbH & Co. KG, Schrozberg), Karolina Düthorn (Hochstamm Deutschland e. V., Rohrdorf), Andreas Siegele (Landeshauptstadt Stuttgart, Obstbauberatung), Christoph Schulz (Ingenieurbüro, Nordheim).